1371 Schlacht bei Baesweiler: lokale Betrachtung

 Im Internet können die allgemeinen Bemerkungen zu diesem geschichtlichen Ereignis leicht "gegoogelt" werden. Die Kurzform.

Der Herzog von Jülich mit seinen Truppen, verstärkt durch geldrische Reiter, besiegte ein brabantisches Heer in der Gegend von Baesweiler. Der Sieg war bedeutsam für die weitere Entwicklung des jülicher Territoriums. Ausführlicher Überblick dazu: Die Rheinlande im Spätmittelalter. 

 Vordergründig wollte Herzog Wenzel von Brabant nur den geltenden Landfrieden für die Kaufleute an Maas und Rhein wieder sicherstellen, der vom jülicher Herzog Wilhelm II. bedroht war. Wenzel war nämlich von Kaiser Karl IV. beauftragt, die öffentlichen Handelswege zu beaufsichtigen und zu sichern. Ihm ging es aber auch um die Vorherrschaft von Flandern bis zum Rhein. Das wiederum berührte das Machtstreben des Herrschers in Jülich.

Bei der Beschreibung der Schlacht wird als Quelle häufig auf die Erzählung des zeitgenössischen Schriftstellers und Lobredners ritterlichen Lebens Jean Froissart zurückgegriffen. Seine ausschmückenden Beschreibungen mit teilweise wörtlicher Rede einzelner Handelnder hat er im Auftrag seines Gönners Robert von Namur gefertigt, der selbst an der Schlacht teilnahm.

Eine andere Quelle „Die Cronica van der hilliger Stat van Coellen“ erschien erst 1499, zusammengestellt von Johann Koelhoff. Diese Schrift greift zwar auf ältere Quellen zurück, soll aber viele Ungenauigkeiten, Zusätze und Verwechselungen enthalten. Ein darin abgebildeter Holzschnitt trägt den Titel: Van den Baeswyler Stryt tusschen heren Wentzell Hertzogen tzo Brabant ind tzo Lutzenburch up eyn ind Hertzoch Wilhelm van Guylch up die andere syde.

Lesenwert mit guter Übersicht: Heinrich Oidtmann, Die Schlacht bei Baesweiler am 22. August 1371, Geilenkirchen 1905.

Aus lokaler Baesweiler Sicht findet man einige Aspekte in:

Werner Reinartz, Heimatbuch der Gemeinde Baesweiler, Baesweiler 1961. Das Buch ist in unserem Archiv vorhanden, s. Findbuch Literatur.

Baesweiler 1980

Ort der Schlacht

Genaue Angaben über die näheren Örtlichkeiten des Schlachtfeldes sind trotz der zeitgenössischen Erzählungen nicht vorhanden. In der populärwissenschaftlichen Literatur gibt es dennoch viele Spekulationen darüber. Eine ältere Flurbezeichnung in Baesweiler benennt eine unscheinbare Geländeerhöhung in Richtung des Stadtteils Oidtweiler „Auf dem Streitberg“. Das dürfte kaum das ehemalige Schlachtfeld umfassen, es zeugt eher von dem Bemühen, ein bedeutendes historisches Ereignis in die Erinnerung zu rufen. Für eine kleine Straße nebenbei wurde aus gleichem Grund der Name „Am Streitberg“ gewählt. Sehr geschichtsbewusst zeigte sich der Gemeinderat auch 1912. Er folgte nicht den Vorschlägen der Zechenleitung von Carl-Alexander, die neu entstandenen Straßen einer Bergarbeitersiedlung nach Baumarten zu benennen. Die Siedlungsstraßen heißen noch heute: Brabantstraße, Jülicher Straße, Herzogstraße.

Burg Alsdorf
Burg Alsdorf. Sitz von Ritter Hilger von Lovenberg, Herr zu Alsdorf 1371.
Hilger von Lovenberg
Wappen des Hilger von Lovenberg, Herr zu Alsdorf.

Wer war an der Schlacht beteiligt?

 Anders als bei der Frage nach dem genauen Ort des Geschehens bleiben die Teilnehmer an der Schlacht nicht unbekannt. Die oben genannten Quellen führen ganze Genealogien Beteiligter auf, bevorzugt Grafen und ihre verzweigten Familien. Leider wird der niedere Adel nicht aufgeführt.

Für Baesweiler und deren Ortsteile sind zu der Zeit um 1371 keine Rittergeschlechter bekannt, die hier ihren Stammsitz hatten. Allerdings sind die Ländereien der Baesweiler Burg ein Lehen des Herzogs von Jülich. Der Inhaber des Lehens wäre demnach im Gefolge des Jülicher zu suchen. Gleiches gilt für die Lehensinhaber der Settericher Ländereien.

Im nahen Alsdorf ist die Situation klarer. Am 12. April 1353 ist die Belehnung des Rittersitzes Alsdorf am Lehenshof Herzogenrath urkundlich belegt. Dort heißt es: Harper Muel, Hildeghers Sohn, van Lovenberch hat syn Hus as s'Hertzoge openhuis Alsdorp mit allen den gerichte. Der Lehensträger wird mit seinem Sitz dem Schutz des Herzogs von Brabant unterstellt. Als Inhaber eines „Offenhauslehens“ genießt er Vorrechte: Er muss keine Steuern zahlen und behält weiter seine eigene Gerichtsbarkeit. Diese Sonderrechte wurden zuletzt noch 1665 in einem Steuerstreit mit dem Rat in Brüssel bestätigt und blieben bis 1806 bestehen.

1371 ist Ritter Hilger von Lovenberg, Sohn des oben Genannten, Herr zu Alsdorf. Er war demnach als Lehensmann dem Herzog Wenzel von Brabant zur Heerfolge verpflichtet. Sein Wappen könnte in der Schlacht bei Baesweiler zu sehen gewesen sein. Auf jeden Fall aber lesen wir wenige Jahre später 1387 von seiner Hochzeit. Mechthild, Tochter des Bürgermeisters Johann von Pont zu Aachen, wird seine Frau. Er bringt in die Ehe ein: Die Burg, umfangreiche Ländereien und Einnahmen am Zoll in Herzogenrath (Rode) und in Maastricht. Übrigens: Aus Baesweiler siegelt den Heiratsvertrag sein Freund Reynard von Loverich.

klauspeschke2/2019