Im Jahre 2014, kam der Künstler Gunter Demnig zum ersten Mal nach Baesweiler, um Stolpersteine für jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zu verlegen, die vor mehr als 70 Jahren ihren Heimatort für immer verlassen mussten. Baesweiler reihte sich damit ein in die Erinnerungskette von nun 1.265 Kommunen in Deutschland und 21 Ländern Europas. Insgesamt sind bis einschließlich Mai 2018 fast 69.000 Stolpersteine verlegt worden. Jedes Opfer erhält einen Stein aus Messing, der neben dem Namen, dem Geburts- und Deportationsjahr auch Angaben zum Schicksal trägt.
Die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen ehren, ihr Andenken bewahren, verbunden mit der Mahnung an gegenwärtige und zukünftige Generationen, alles dafür zu tun, dass sich die unfassbaren Gewaltexzesse der nationalsozialistischen Herrschaft nie wiederholen dürfen, das ist die zentrale Botschaft der Stolpersteine.
Die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger lebten damals in Baesweiler, sie waren Freunde und Nachbarn, die Menschen kannten sich in der kleinen Bürgermeisterei, sie begegneten sich auf der Straße, sprachen miteinander, doch plötzlich war alles anders. Der Ausgrenzungsprozess begann schleichend, er beschleunigte sich, die Lebensumstände wurden schwieriger, einige verließen Baesweiler, wanderten aus nach Palästina, andere blieben, hofften, bangten, mussten umziehen, weil der Vermieter es wollte. Plötzlich, eines morgens, mussten, wenige Habseligkeiten in einen Wäschekorb gepackt, die Wohnungen verlassen werden, der Weg führte nach Setterich in das dortige sogenannte Judenhaus. Auf engstem Raum mit ihren geplagten Glaubensbrüdern und -schwestern zusammengepfercht, schwand die Hoffnung darauf, ihr altes Leben wieder zurückzuerhalten, immer mehr. Nach einem Jahr, auf dem Weg in die Deportation, muss die Hoffnung irgendwann gestorben sein. Baesweiler, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Gesprächspartner sahen sie nie mehr wieder. Im Ort, in der kleinen aufstrebenden Industriegemeinde im Westen Deutschlands, gab es keine Juden mehr.
Mit der Verlegung der durch Patenschaften finanzierten Stolpersteine vor dem letzten selbstgewählten Wohnort, werden auch in Baesweiler den ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ihre Namen zurückgegeben, die sie, in den Deporta-tionsorten, in den Konzentrations- und Vernichtungslagern zu Nummern geworden, verloren hatten. Damit wird verhindert, was im Talmud steht: "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist."
Zurzeit - Stand September 2018 - liegen an folgenden Orten im Stadtgebiet Stolpersteine:
Bahnhofstraße 13: David Randerath.
Hauptstraße 9: Josef, Henriette, Ernst und Walter Elkan, Sally Kahn.
Breite Straße 17: Herschel, Rosa und Simon Falke.
Breite Straße 74: Richard, Sibille, Röschen und Hilde Levy.
In den nebenstehenden Texten finden Sie zu den einzelnen Stolpersteinverlegungen nähere Informationen.